Der Ursprung der Landfrage liegt in den Anfängen der portugiesischen Kolonialherrschaft
Zu dieser Zeit erhob die portugiesische Krone Anspruch auf den gesamten Grund und Boden der Kolonie. Sie war nicht in der Lage die Inwertsetzung Brasiliens zu bewerkstelligen und vergab Nutzungskonzessionen (sog. "sesmarias") an Privatpersonen zur agrar-wirtschaftlichen Kultivierung.
Die Vergabe von Landtiteln waren an bestimmte Vorgaben gebunden, wie z.B. das Verbot das Land brachliegen zu lassen. Unter anderem mussten die Bauern 1/10 der Produktion an die Krone abgeben. Hauptsächlich wurden auf den großbetriebliche Plantagenwirtschaft Zuckerrohr und Baumwolle angepflanzt.
Neben diesen großbetrieblichen Plantagewirtschaften gab es auch noch den kleinbäuerlichen Sektor, der eine weniger bedeutende Rolle spielte. Diese Bauern mussten ihr Land ohne legalen Titel bewirtschaften, da "sesmarias" nur an kapitalkräftige und privilegierte Personen vergeben wurde. Ihr Produktion beschränkte sich überwiegend auf Nahrungsmittel.
Im Jahre 1822 erlangte Brasilien seine Unabhängigkeit und das legale Grundbesitzsystem wurde neu definiert. Ein neues Bodengesetz entstand und alle "sesmarias" wurden als Privateigentum und der restliche Boden als Staatseigentum erklärt. Der Grund und Boden des Staates konnte nur durch Kauf von Personen in Privatbesitz übergehen.
Mit diesem Prinzip wurden die kapitalschwache Bevölkerung benachteiligt. Die Agrarelite machten sich aufgrund des herrschenden Mangels an Arbeitskräften die billigen Arbeitskräfte für ihre Produktion zu nutzen. Somit entstand eine komplexe Abhängigkeit zwischen Minifundien und Latifundien.
Daraufhin bildete sich in den 60er Jahren die erste bäuerliche Widerstandsbewegung ("ligas camponesas"), die sich für eine gerechte Agrarreform stark machte. Nach dem Militärputsch im Jahre 1964 wurden jegliche Hoffnungen auf eine Neuordnung der Grundbesitzverhältnisse begraben.
Während der Militärregierung tendierte die Entwicklung immer mehr zu einer konservativen Modernisierung hin, d.h. dass die ungleiche Landverteilung nicht aufgehoben und die Kapitalintensivierung, Mechanisierung wie auch die Vernetzung mit dem industriellen Sektor immer mehr gefördert wurde.
1970 startete die Regierung eine Kampagne namens "Land ohne Menschen für Menschen ohne Land". Mit dieser Kampagne griff der Staat mit Subventionen, Agrarkredite und Steuererleichterungen immer mehr in den Agrarsektor ein. Von diesen staatliche gelenkten Subventionen profitierte jedoch vor allem nur die großbetriebliche Landwirtschaft.